Der Athlet

Der Sportler und sein Rad

Walter Rütts Körpergröße betrug 173 cm, sein Wettkampfgewicht 81 Kilogramm. Auf der Höhe seines Könnens bevorzugte er bei Fliegerrennen eine Übersetzung von 25 x 7 = 96 Zoll, die ihm einen Raumgewinn von 7,68 Metern pro Kurbelumdrehung verschaffte. Die Kurbellänge betrug 170 Millimetet, die schnellste Zeit für die letzten 200 Meter 11,3 Sekunden = 63,71 km/Std.

Seine größten Erfolge verbuchte er auf Rädern der Marke "Torpedo". Einem Katalog aus dem Jahr 1914 entstammt die unten gezeigte Abbildung des Weltmeisterrades. Leider wird bei den Angaben nicht der damalige Verkaufspreis erwähnt.

Katalogabbildung Torpedo, das damalige Traumrad für Bahnfahrer

Der Speiseplan eines Champions

In den Pionierjahren der Sechstagerennen verfügte man nicht über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Ernährung von Leistungssportlern. Jeder Fahrer hatte seine speziellen Vorlieben, Walter Rütt beschrieb seine so:

"Während des Sechstagerennens nehme ich die Mahlzeiten zu den üblichen Essenszeiten ein, aber ich führe meinem Körper zwischen diesen Mahlzeiten leicht verdauliche Dinge zu. Mässigkeit ist die Hauptsache. Ein überladener Magen würde bei einer Anstrengung übel reagieren, dagegen werden leichte Speisen während des Fahrens leicht verdaut.

Die Lebensgeister kann der Sechstagefahrer durch gutes Essen und Trinken auffrischen, aber auf einer langen Fahrt begegnen ihm andere Widerwärtigkeiten, denen er Herr werden muss. Die Handgelenke und die Arme leiden durch das Stützen auf der Lenkstange, die Rückenmuskulatur beginnt zu schmerzen und der Nacken schickt sich an, steif zu werden. Hier muss der Masseur eingreifen."

Walter Rütt verpflegt sich in seiner Koje

"Ich bin nie Vegetarier gewesen. Während des Sechstagerennens habe ich Fleisch in jeder Zubereitung zu mir genommen und mir auch ein Glas Bier nicht versagt. Hühnerfleisch, Hühnerbrühe und der amerikanische Beef-Tea werden von vielen Sechstagefahrern bevorzugt, desgleichen Früchte und Gemüse. Sekt, in kleinen Qualitäten genossen, tut keinen Schaden, Kaffee oder Tee sind aber als Getränk zu bevorzugen. Ein Glas Porter erfrischt und beschleunigt die Verdauung, auf die der Sechstagefahrer sein besonderes Augenmerk zu richten hat."

INFO

In den ersten Jahren der Berliner Sechstagerennen hatte jede Mannschaft in den Katakomben der Halle ihre eigene Küche, in der ein Berufskoch für seine zwei Fahrer und meist vier Helfer kochte, briet, schmorte und buk.

Hermann Flamm, der Pfleger, als Starthelfer


Starthilfe durch den Pfleger Hermann Flamm

Bestens versorgt

Walter Rütt hatte während seiner gesamten sportlichen Laufbahn keinen Manager, er verhandelte alle Startgagen und Werbeverträge persönlich. Häufig beklagten die Veranstalter, dass er stets das Höchste für sich herausholte.

Die einzige Person, die für ihn arbeitete, war sein Pfleger Hermann Flamm, der sich um sein körperliches Wohl und das Material kümmerte.

Alles sauber?

Es ist bekannt, dass Ärzte zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts Experimente an Radrennfahrern durchführten und dabei auch vor der Verabreichung von Arsenic, Antipyrin, Phenacitin und Pyramidon nicht zurückschreckten. 1919 schrieb Fredy Budzinski in einem Artikel zu dieser Problematik:

"Es ist nicht zu leugnen, dass in den ersten amerikanischen Sechstagerennen wiederholt der Versuch gemacht worden ist, den Mangel an Training und an Erfahrung durch Reizmittel zu ersetzen. (...) Unsere Rennfahrer sind längst dahinter gekommen, dass fleißiges Training das beste Doping für sie ist und namentlich die Sechstagefahrer hüten sich vor stark reizenden Mitteln, da sie genau wissen, dass die Reaktion nicht lange auf sich warten lässt."

Auf die Frage, ob er selbst immer "sauber" gewesen sein, äußerte Walter Rütt sich einmal so: "Ich habe als Rennfahrer kein direktes Doping zu mir genommen, ich kann allerdings nicht beschwören, dass mir mein Manager nicht etwas in die Speisen getan hat, was mich widerstandsfähiger machte.“

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