Weltmeister

Am 6. Januar 1913 meldeten die Berliner Zeitungen, dass Walter Rütt wegen überzogener Gagenforderungen keinen Vertrag für das anstehende Sechstagerennen erhalten werde. Beim soeben beendeten Rennen im Madison Square Garden, das er an der Seite von Joe Fogler gewann, sei er für einen Bruchteil seiner jetzigen Forderung gefahren.

Als Flieger startete er in die erfolgreichste Saison seiner Laufbahn. Er siegte nicht  nur in den Großen Preisen von Paris, Kopenhagen und Berlin, sondern zählte auch zu den Favoriten bei der Weltmeisterschaft in Leipzig. Diese fand am 28. und 31. August auf dem Sportplatz Lindenau statt, Teilnehmer waren 43 Fahrer aus acht Nationen.

Ansichtskarte WM Leipzig 1913

Walter Rütt absolvierte die Vor- und Zwischenläufe in überragender Manier und stand im Finale dem Dänen Thorvald Ellegaard sowie dem Franzosen Andre Perchicot gegenüber. Der Endlauf musste zwei Mal gestartet werden, da Ellegaard an seiner Maschine einen Reifenschaden hatte. Rütt zwang den Dänen in die Führung und kontrollierte geschickt den hinter ihm fahrenden Franzosen. 300 Meter vor dem Ziel eröffnete Ellegaard den Spurt, Rütt arbeitete sich energisch heran und überspurtete ihn dann klar. Für den Sieg erhielt er ein Preisgeld von 1000 Mark.

Die Erinnerung an diesen besonderen Tag bewahrte er sich sein Leben lang. "Ich weiß noch, dass ein unbeschreiblich schönes Gefühl des Triumphes mich erfasste, als das Publikum in der Auslaufrunde mir begeistert zujubelte und meine Kameraden mich auf ihren Schultern zum Ziel brachten, wo mir der Vorsitzende der UCI die goldene Meisterschaftsmedaille anheftete und die goldgestickte Schärpe umhing."

Die Ergebnisse der Fliegerweltmeisterschaften im Zeitraum von 1895 - 1913 sowie einen Medaillenspiegel finden Sie hier.

Die Weltmeisterschaft 1913 in drei Akten

Foto: Verlag Franz Martin, Leipzig

Mülheimer Zeitung 31.08.1913


Goldmedaille Vorderseite


Exklusiv auf walter-ruett.de:

Die Goldmedaille der Weltmeisterschaft 1913

In der Aufhängung ist das Glied einer Rennradkette zu erkennen. Es stammt aus der Kette, die auf der Rennmaschine montiert war, mit der Walter Rütt den Endlauf in Leipzig bestritt.

Orla Rütt (1915-2004), der zweitgeborene Sohn Walter Rütts, bekam die Medaille 1964 nach der Beerdigung seines Vaters zur Verwahrung und nahm sie mit in seine Wahlheimat Dänemark, wo er nun den Namen "Rytt" trug. Orla Rytt schenkte die Medaille seinem Sohn Alex zu dessen 50. Geburtstag.

Fotos: Alex Rytt

Goldmedaille Rückseite


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